Iran Teil 2

Welcome to Iran, Mamas! :)


Mitten in der Nacht haben wir unsere Mütter am Flughafen von Isfahan abgeholt. Zu viert haben wir geplant in zweieinhalb Wochen entlang der „klassischen Route“ des Irans zu reisen und dabei die Perlenstädte Isfahan, Shiraz, Yazd und Kashan zu besuchen. 


Das Herz von Isfahan ist der neun Hektar grosse „Naqsch-e Dschahan“-Platz (deutsch: „Abbild der Welt“), im 16. Jahrhundert von Abbas I. erbaut. Der Platz sagt einiges über die Präferenzen von Abbas aus: Von seiner riesigen Palastterrasse hatte er sowohl den Bazar als auch zwei grosse Moscheen im Blick und so die Kontrolle über die geistliche und weltliche Welt. Falls ihn das zu sehr langweilte wurden auf dem Platz Polospiele ausgetragen. Der Naqsch-e Dschahan ist ein wahres Schmuckstück sowie ein belebter Begegnungs- und Picknicksort bei den Einheimischen. Spätestens in Isfahan haben es uns die Architektur sowie die feine Handwerkskunst der Perser angetan. Die riesigen, fein verzierten Kuppeln sind eine Augenweide und haben uns immer wieder verzaubert. Wir haben versucht, uns bei der Fotoauswahl auf ein paar Wenige zu beschränken :). Auch eine armenische Kirche mit ziemlich unterhaltsamen Wandbildern gibt es in Isfahan zu bestaunen. Zuletzt haben wir noch einen abenteurlichen Ausflug in die nahegelegene Wüste gemacht, mit einem Guide, der seinen 4x4 nur halbwegs im Griff hatte...


Von Isfahan aus ging es über alte Königsgräber (Pasargad und „Necropolis“) und Persepolis (sehr sehr sehenswert, unglaublich gut erhalten und spannender historischer Hintergrund, siehe Wikipedia ;)) nach Shiraz. Shiraz ist eine urbanere und modernere Stadt als Isfahan (gut auch daran zu erkennen, wie weit hinten die Frauen ihr Kopftuch tragen), hat aber ebenso schöne Moscheen und einen noch schöneren Bazar. Auch drei grosse persische Dichter haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Am Grab von Hafez durften wir eine schöne und zugleich traurige Situation miterleben, die vieles über den Iran in der aktuellen Zeit erzählt: Eine grosser Gruppe von Universitätsangestellten aus dem ganzen Iran sind zu ihrer jährlichen Zusammkunft um den Grabstein gestanden und haben gemeinsam Gedichte rezitiert und Lieder gesungen. Es war eine sehr fröhliche, friedliche und schöne Stimmung. Plötzlich kam ein Wächter und verbot den Singenden weiterzumachen. Im Nu und sehr friedlich (nicht aber ohne grosses Kopfschütteln von allen Versammelten, inklusive uns) löste sich die Gruppe auf und die festliche Atmosphäre war weg. Das Regime agiert oft als Spassbremse und die friedlichen IranerInnen scheinen sich damit abgefunden zu haben oder scheuen zumindest den Konflikt. Gerade vor dem Hintergrund der aktuell verschärften Sanktionen seitens der USA (die jährige Übergangsfrist, die es gewissen Ländern noch emöglichte, iranisches Erdöl zu beziehen, ist diese Tage abgelaufen) und der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage im Iran, ist diese Unzufriedenheit mit dem Regime noch deutlicher geworden. Wir hoffen, dass der von so vielen IranerInnen gewünschte Wandel zu einem  liberalen, demokratischen System friedlich verlaufen wird und der wirtschaftliche Aufschwung bald kommt. Sie hätten es sowas von verdient.


Zum Abschluss in Shiraz haben wir noch einen Abstecher zum Maharloo See, dem „pink lake“ gemacht. Der See ist extrem salzig: Es schwimmen grosse Kristalle auf der Oberfläche, bestes „Fleur du Sel“, das man nur einsammeln müsste (wäre da nicht die schlechte Wasserqualität). Und er ist extrem pink, ein unglaubliches Farbspektakel.


Mit dem Nachtbus haben wir die klassische Route für ein paar Tage verlassen und sind auf die Wüsteninsel „Qeshm“, ganz im Süden im persischen Golf. Die Insel ist trocken, heiss, salzig und sehr schön. Auf der Insel befinden sich nicht nur schöne Mangroven Wälder und Lagunen, sondern auch ein riesiger „Geopark“ (Unesco Weltkulturerbe) mit ausserirdisch wirkenden Gesteinsformationen. Ein weiteres Highlight ist „Namakdan“, eine Salzhöhle am südwestlichen Ende der Insel. Wenn jemand von euch jemals dahin geht: Unbedingt Ersatzkleider und eine gute Lampe mitnehmen und Platzangst zuhause lassen. Denn am Ende der Höhle kann (lese: „muss“) man sich für ca. 3-4 Meter durch einen knappen Spalt zwängen, um in die letzte Grotte zu gelangen. Es eröffnet sich ein grosser, hoher Raum mit einem Berg voller Salzkristalle und ein Farbfeuerwerk von gelb, pink, grün, violett und braun. Mit dem Fotoapparat nur bedingt einzufangen. 


Gewohnt haben wir diese Tage bei der sehr gastfreundlichen Familie von Nouredin. Wie in Malawi haben wir auch hier wieder Spannendes über die Heiratskultur vor Ort erfahren: Nouredin hat mit zwanzig seine Frau geheiratet, als diese gerade mal vierzehneinhalb Jahre alt war (legal ist’s ab neun). Das Hochzeitsfest (inkl. Kamelrennen etc.) dauerte sieben Tage (geschlechtergetrennt) und geladen waren 3’500 Gäste. Bezahlt hat der ganze Spass die Tante, die in Dubai wohnt.


Nach Queshm ging‘s mit dem Nachtzug nach Yazd. Die zehnstündige Fahrt war dank der schönen Landschaft und den vielen Jasspartien kurzweilig. Yazd ist eine spannende und sehr alte Wüstenstadt, praktisch komplett aus Lehm gebaut. Mit raffinierten Unterwasserkanälen, geschickter Architektur und den ersten Klimaanlagen der Menschheitsgeschichte (schmucke Windtürme, welche die Luftzüge einfangen und mit Wasser im Innern die Wohnräume kühlen) haben bereits die frühen BewohnerInnen von Yazd gewusst, wie sie trotz Temperaturen von 50 Grad im Sommer ihr Leben erträglich gestalten können. Ausserdem haben sie in sogenannten „Pigeon Towers“ tausende Tauben „kultiviert“ und deren fruchtbaren Kot als Dünger für ihre Wassermelonenfelder genutzt. Wirklich sehr gewieft (und die Türme im gereinigten Zustand nett anzusehen). Auf den vielen Dachterrassen haben wir süsse Melonen- und Granatapfelsäfte geschlürft und uns über die vergangenen Monate ausgetauscht.


Über Kashan und das rote Bergdorf Abyaneh ging’s zurück nach Isfahan, wo wir einen letzten schönen Abend auf unserem Lieblingsplatz verbracht haben. Während wir ohne Probleme unsere Visa verlängern konnten und noch einen Monat in diesem tollen Land verbringen können, waren die zweieinhalb Wochen für unsere Mamas bereits um und sie sind mit guten Erinnerungen und Taschen voller süsser Datteln, feinem Kunsthandwerk, einem (kleinen) Teppich, schönen Tüchern sowie einigen wenigen Souvenirs von uns zurück in die Schweiz gereist. Vielen, vielen Dank für euren Besuch, wir haben es sehr genossen mit euch!


Nun heisst es wieder ab auf den Sattel und in das gebirgige Kurdistan. Auf bald.

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