Vietnam Teil 3

Xin Chao zum Letzten 


Nach fast zehn Wochen mussten/durften/konnten wir unser kleines Paradies in An Bang verlassen und unsere längst geplante Reise gegen Norden fortsetzen. Mit dem letzten Nachtzug des Tages sind wir in zwölf Stunden nach Ninh Binh/Tam Coc gefahren. In Tam Coc gibt es schöne Karstfelsen inmitten knallgrüner Reisfelder zu bestaunen. Wir waren ziemlich die einzigen Touristen vor Ort und haben einmal mehr gesehen, wie viele Menschen in Vietnam auf den Tourismus angewiesen sind. So reihten sich Boot an Boot während die Ruderinnen vergeblich auf Kundschaft warteten. 


Den nächsten Stopp legten wir im nordöstlich gelegenen Mai Chau ein. Dort war die Reisernte in vollem Gange und die ersten Reisfelder wurden bereits abgefackelt. Noch besser als Mai Chau hat uns aber Pu Luong gefallen, wohin wir einen dreitägigen Ausflug mit dem Roller gemacht haben. Die riesigen Reisterassen haben es uns echt angetan: Diese verschiedenen Nuancen in grün, die je nach Licht und Reifestadium von dunkelgrün bis dunkelgelb schimmern, sind eine wahre Augenweide. Krass, wie aufwändig der Reis hier in grösster Handarbeit gesäht, gepflegt und geerntet wird. Die einzige „mechanische Hilfe“ sind die alten Bambuswasserräder, welche zur Bewässerung der Felder dienen. 


Nach diesen Tagen in der Natur fühlten wir uns gewappnet für die Grossstadt Hanoi. In der wuseligen, mopedgeprägten Hauptstadt hat nicht nur Lou grosse Augen gemacht. Zum Glück gab es an jeder Ecke leckere Streetfoodstärkungen, nette Cafés und zwischendurch ein Bia Hoi. Aber der Sommer war bereits eingetroffen und es war in den Nachmittagsstunden unaushaltbar heiss, so dass es uns auf die (leider nicht viel kühlere) Insel Cat Ba zog. 


Cat Ba liegt bei Halong Bay und die Insel besteht aus dicht überwucherten Karstfelsen, die aus dem Meer ragen. Um die umliegenden Buchten Halong und Lan Ha zu erkunden, haben wir uns eine Suite auf dem fünf Sterne Boot namens Rosy gegönnt. Auch dieser Tourismuszweig kämpft mit grosszügigen Rabatten um die knapppen Gäste. Auf dem halbvollen Schiff waren wir die einzigen Westler. Es war ein für uns ungewohntes, oberluxus Erlebnis und schien oft unwirklich, wenn wir zum Beispiel bei klassischer Klaviermusik im Speisesaal einen Zehngänger verschlingten und vor uns die schöne Landschaft vorbeizog. Die Vietnamesen haben es auch genossen, insbesondere die Hardcore-Massagedüsen. 


Eine entspannte Woche auf dieser hübschen Insel war genug und wir reisten über Haiphong nach Ho Chi Minh City, wo wir Lou‘s dritten Pass machen mussten. In Ho Chi Minh City hat bereits die Regenzeit begonnen und so war es im Vergleich zum Norden angenehm „kühl“ bei nur 32 Grad. Lou‘s Pass inklusive neuem Visastempel waren schnell gemacht und jetzt waren wir richtig bereit und vorfreudig auf Europa. Musste nur noch ein bezahlbarer und „direkter“ Flug nach Wien gefunden werden. Der direkteste Flug war dann via Seoul und Doha und dauerte „lediglich“ 42 Stunden. Die Flughäfen waren ungewohnt, ja fast gespenstisch leer, die meisten Shops zu und die Anzeigetafeln zeigten selbst an den grösseren Flughäfen nur eine handvoll Flüge. Zuerst dachten wir ein 18-stündiger Aufenthalt sei so ziemlich das Maximum. Doch dann haben wir Tatjana und Juliana aus Kolumbien kennengelernt. Die Beiden haben schon zwei ganze Monate am Flughafen verbracht, konnten weder nach Korea ein- noch nach Kolumbien ausreisen und haben somit bereits über 60 Tage keine frische Luft mehr geatmet und keine Sonnenstrahlen gespürt. Die 18 Stunden in Seoul kamen uns auf einmal nicht mehr lange vor und wir schätzten uns glücklich, als wir nachts um halb zwei weiterfliegen konnten.


Europa wir kommen!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0