Süditalien



Salve! 


Angekommen an der Adriaküste fuhren wir zuerst durch die Provinzen Le Marque, Abruzzen und Molise. Riesige Touristenkomplexe säumten die Küstenstrasse. Nur waren die allesamt geschlossen und die dazugehörenden „Dörfer“ ausgestorben - denn die Bade-/Strandsaison endet pünktlich mit den italienischen Schulferien Ende August. Mitte Oktober sind daher die Sandstrände leergeräumt, die Strandbars „winterfest“ gemacht und alle Lettinis und Sonnenschirme verschwunden. Für uns hat das sehr gut gepasst, denn der in der Hochsaison herrschende Rummel wäre uns definitiv zu viel gewesen. Es kamen weitere Vorteile hinzu, wie traumhafte Wildcamping-Plätze, autofreie Strassen und einsame Strände, wie man sie wohl kaum irgendwo findet. Zudem hatten wir weiterhin super Wetter und eine Bar mit gutem Espresso haben wir immer noch gefunden. Drei Tage waren wir noch mit Ian, einem velofanatischen, frühpensionierten Arzt aus Brisbane unterwegs. Ian war ein sehr spannender und angenehmer Reise- und Diskussionspartner (vielleicht landen wir dann doch mal noch in Australien... ;)). 


In Apulien waren wir wieder zu zweit unterwegs und haben zuerst den wunderschönen und unerwartet hügeligen Gargano mit seinen rauhen Felsbuchten und hübschen Städtchen in seiner ganzen Küstenlänge erkundet. Hier hatten wir den bisher wohl auch spektakulärsten Zeltplatz am Fuss eines alten Wachturms, hoch über den Klippen mit Blick auf das unendlich weite und blaue Meer. Allgemein waren die Farben in Apulien ein absoluter Traum: die verschiedenen Blautöne von Himmel und Meer, das silbergrün der knorrigen Olivenbäume, die rote Erde und die grau - weissen Trullis haben uns immer wieder von neuem begeistert. Und auf dem Fahrrad saugten wir diese Eindrücke noch intensiver auf.


In Andria hatten wir die Möglichkeit bei Freunden von Freunden unterzukommen. Es war für uns sehr interessant, einen Einblick in das Familienleben zu erhalten. Denn obwohl die italienische Kultur uns ja nicht komplett fremd ist, gibt es doch Vieles, das man nur erlebt, wenn man „hinter die Kulissen“ schauen kann: die Familie steht an oberster Stelle, das beginnt beim engen Zusammenleben der Eltern mit den Kindern und Geschwistern, beinhaltet aber auch die Pflege der Grosseltern und die Gesprächsthemen bei Tisch; zuhause wird weniger gegessen, als in den Restaurants (wir haben uns schon gefragt, weshalb die Italiener nicht dicker sind :)) und der Stolz auf das eigene Land und insbesondere die eigene Region ist enorm. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die wir hier und auch sonst in Apulien erfahren haben, haben uns immer wieder gerührt. Herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle!


Da wir so gut vorangekommen sind, haben wir uns entschieden den Absatz noch ganz zu umrunden (und wir sind bereits nicht mehr so gut im einfach „Pause machen“, wie wir radfreie Tage nennen). Die Küstenstrassen im südlichen Salento sind der absolute Hammer und die Küche mit frischen Orecchiette (die Besten hatten wir in der spannenden Altstadt Baris, bei einer Nonna mitten in der Gasse), frischem Fisch, beste Focaccia, leckerster Gelati, süffiger Rotwein, Melanzane Involtini mit Scamorza und Taralli al finocchio sowieso nicht in Worte zu beschreiben. 


Der einzige Wehrmutstropfen war, dass wir nicht noch weiter nach Basilikata, Kalabrien, Sizilien und Sardinien ziehen konnten, aber hey, wir sind ab November schon Afrika versprochen :).


Letzte Grüsse vom europäischen Festland!


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