Klein Karoo

Hallo allerseits!

Die letzte Etappe führte uns ein paar hundert Kilometer entlang der wenig befahrenen, oft endlos scheinenden Route 62 durch die Weiten der Klein Karoo. Zuerst galt es, den wunderschönen Franschhoekpass zu überwinden und bald darauf wurde es nicht nur deutlich wärmer, sondern die Vegetation auch sichtlich karger und trockener. Die kleine Karoo ist die erste (Halb-)Wüste, die wir auf unserer Reise querten. Man könnte meinen, die kilometerlangen, schnurgeraden Strassen durch kaum besiedelte, oft öde erscheinende Landschaften hat für Radfahrende schnell etwas Langweilendes und Monotones. Doch uns haben die Weiten und die „Einsamkeit“ sehr zugesagt. Gerade weil alles so gross und „wenig ablenkend“ ist, realisierten wir, wie klein wir mit unseren beladenen Rädern sind und wie gut wir trotzdem vorankommen. Auch die Szenerie hat auf den zweiten Blick (und für diesen hatten wir Zeit) viel mehr Abwechslung und Schönheit zu bieten: rot leuchtende  Felsformationen, bunteste Vogelarten, schöne Kakteen und unerwartet grüne Oasen überall da, wo künstlich oder natürlich Wasser floss. Aber das Eindrücklichste waren definitiv die Kargheit und die Weite an sich. 

Die in der Klein Karoo herrschenden Bedingungen haben auch unseren Tagesrhymthus stark verändert: Mangels schattenspenden Bäumen, Unterständen oder Wolken kombiniert mit Temperaturen, die schon bald nach dem Mittag auf über 40 Grad kletterten, sind wir jeweils frühmorgens aufgebrochen und mit sehr wenigen Pausen oft schon kurz vor 14 Uhr an unserem Ziel eingetroffen. Zudem haben wir mehr Wasser mitgeführt, haben unser Tenue angesichts der heftigen Sonne auf langärmlig umgestellt und die italienische 30er Sonnencreme auf Schutzfaktor 50 upgegradet. Wir waren überrascht, wie schnell wir uns an das neue Klima anpassen konnten und nicht zuletzt dank dem selbst verursachten Fahrtwind auch in grösster Hitze einigermassen kühle Köpfe und die Lust am Fahrradfahren bewahren konnten. Nichtsdestotrotz haben uns die Gravelroads bis am Ende des Abends ziemlich ermüdet und wir warteten teilweise nur noch hungrig auf unser Essen.

Übernachtet haben wir zum einen auf extrem tollen, noch menschenleeren Zeltplätzen, die mit exzellenten Braai-Möglichkeiten (Feuerholz und Eis erhält man auf jedem noch so abgelegenen Campingplatz :)), guten Duschen und abenteuerlichen Bademöglichkeiten überzeugt haben. Zum anderen haben uns die riesengrosse Gastfreundschaft der Südafrikaner und die wirklich überraschend gut funktionierende Warmshower-Community einmal mehr überrascht. 

Um von der Klein Karoo wieder ans Meer zu kommen, mussten wir die Outeniqua Bergkette überwinden. Wir wählten den Weg über den spektakulären Montagupass. Ein paar Tage zuvor haben wir von uns entgegenkommenden Radfahrern erfahren, dass es um George ein grosses  Feuer gab, haben dies aber bereits wieder vergessen. Als wir dann auf die Passhöhe kamen, wurden wir durch verkohlte bis zum Grund niedergebrannte Baumstrünke schlagartig wieder daran erinnert. Das Ausmass des Feuers war enorm und gleichzeitig tragisch wie surreal schön: die Blätter der angesengten Bäume färbten sich in ein feuriges Orange und obwohl das Feuer erst seit einer knappen Woche erloschen war, spriesste schon überall wieder grüner Farn aus der schwarzen Erde. Es war ein wirklich einzigartiges Bild, das sich uns von der alten, sich schlängelnden Passstrasse bot!

Nach einer langen und seit langem wiedermal regenreichen Abfahrt sind wir komplett durchnässt in George und damit an der Garden Route angekommen. Dazu aber ein andermal mehr!


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