Vietnam Teil 1

Xin Chào!


Bereits beim Grenzübergang von Myanmar nach Mae Sot in Thailand hat uns Corona eingeholt. In Myanmar war der Virus kein Thema, kaum jemand trug eine Atemschutzmaske und offiziell gab es sehr lange keine Infiszierte im ganzen Land. Trotz den plötzlich allgegenwärtigen maskierten Menschen verlief die Einreise problemlos und wir sassen am Tag darauf im Bus nach Bangkok.


In Bangkok wollten wir unsere Weiterreise planen und ein paar Ruhetage einlegen, waren wir in Myanmar doch ziemlich auf Achse. Den ursprünglichen Plan, über Kambodscha auf dem Landweg nach Vietnam zu reisen haben wir aufgrund der sich verschärfenden Situation kurzfristig geändert: Jeden Tag änderten die Ein- und Ausreisebestimmungen, wir wollten nicht in Kambodscha fest sitzen und auf dem Landweg hätte uns in Vietnam eine zweiwöchige Quarantäne erwartet. Als wir eines Morgens unsere E-Visa für Vietnam erhielten (wir haben schon ein wenig gebibbert), haben wir umgehend unsere Flüge gebucht und sassen fünf Stunden später im Flieger nach Ho-Chi-Minh City (ehemals Saigon).


Die Ruhe am Flughafen in Bangkok, dem sonst so geschäftigen Drehkreuz Südostasiens, war gespenstisch und unser kurzfristig gebuchter Flug einer der ganz wenigen, hinter dem nicht rot und fett „Cancelled“ stand. Noch während wir am Gate standen, haben sich die Visa-Bestimmungen für Schweizer geändert (da ging’s in der Schweiz gerade richtig los) und wir wurden aufgerufen (ein komisches, ungewohntes Gefühl, ist man sonst mit dem roten Pass doch besonders privilegiert). Nachdem wir erklären konnten, dass wir unsere Visa am gleichen Tag erhalten haben und einem Anruf nach Vietnam wurden wir doch noch auf den Flieger gelassen. Phu, wieder mal Glück gehabt. Lou hat den ganzen Flug über friedlich gekröst und zack waren wir in Vietnam.


Unerwarterweise war die Einreise nach Vietnam absolut unkompliziert und schnell. Wir mussten lediglich auf einem Wisch unterschreiben, dass wir keinerlei Symptome hatten und in den letzten vierzehn Tagen weder in China, Korea, Italien noch im Iran waren. Check.


Durch den super wusligen Rollerverkehr ging‘s weiter in das Zentrum von HCMC, wo wir eine gute Bleibe hatten. Luca hat die Stadt kaum wieder erkannt, da hat sich richtig viel getan in den letzten zehn Jahren. Die Tourismus-Infrastruktur ist enorm gewachsen, aber die Touristen waren aufgrund der Corona-Pandemie schon mehrheitlich abgezogen oder sind gar nicht erst gekommen (wobei, wenn man das mit der Situation heute vergleicht, war das damals noch richtig busy). Eine sehr erfreuliche Entwicklung war die Entstehung einer lebhaften und sehr guten Craft-Beer-Szene. Während in Malaysia, Thailand und Myanmar die Innovation im Biermarkt mittels Braukartellen und Nicht-Vergabe von Braulizenzen (ausser an die paar wenigen Grossen) erfolgreich unterbunden wird, ist in Vietnam ein liberales Bier-Regime in Kraft. Endlich gab es anstatt langweiliges Lager „Passionfruit Wheats“, „Cyclo Stouts“ und „Dragonfruit Goses“ – eine sehr willkommene Gaumenfreude.


Nach drei Tagen Grossstadt, Rumgehupe und Mutproben beim Strassenqueren haben wir uns in einem Liegebus nach Mui Ne, einem Strand-Ort vier Stunden nördlich, aufgemacht. In Mui Ne haben wir ein günstiges Hotel mit hübschem Pool gefunden und haben die Ruhe dieser kleinen Oase sehr geschätzt. Nebst den weissen Dünen (zu denen wir uns trotz Covid-19-Verbot reingeschmuggelt haben), gab es einen hübschen „Fairy Stream“ in grün und rot zu bestaunen. Das Highlight aber war der Fischerhafen mit den unzähligen, bunten Fischerbooten und -schalen. Die Fischer kommen in ihren absolut antiaquadynamischen Nussschalen erstaunlich schnell vorwärts, mittels einer interessanten, einhändigen Rudertechnik.


Mit dem Zug (im Vergleich zur letzten Fahrt in Myanmar ein absoluter Hochgeschwindigkeitszug, der mit 80 km/h, superpünktlich und leise unterwegs war) fuhren wir nach Quy Nhon. Quy Nhon ist eine grössere Stadt am Meer, die praktisch ausschliesslich vietnamesische Touristen anzieht. Alles war hier gross angelegt, von den Strassen, über die Ho-Chi-Minh & Vater-Statue bis zum geräumigen Strand. Ein empfehlenswerter Stopp auf dem Weg in den Norden.


In An Bang, einem kleinen Dörfchen am Meer, vier Kilometer vom UNESCO-Dorf Hoi An entfernt, haben wir Claas & Lizzy wieder getroffen. Die beiden Langzeitreisenden aus Berlin haben wir vor vielen Monaten auf einer schönen Hüttenwanderung in Georgien kennengelernt. Die Freude am Wiedersehen war gross und wir hatten uns viel zu erzählen. Ursprünglich hatten wir geplant, nur ein paar Tage hier zu bleiben, um danach nach Hanoi und von da aus nach Taiwan weiter zu reisen. Auch Claas & Lizzy, sowie Claas’ Schwester und ihr Freund hatten vor, in den nächsten Tagen weiter zu ziehen. Doch die Situation weltweit hat sich rasant verändert, so dass wir zuerst mit Pläne schmieden und verwerfen gar nicht mehr nachkamen und schliesslich ganz damit aufgehört haben: Die Einreise nach Taiwan war mittlerweile unmöglich und auch die Absicht, von Athen ab Mai zurück in die Schweiz zu radeln (wie ursprünglich angedacht), scheint leider nicht mehr realistisch. So waren wir alle regelrecht gestrandet. Aber das ist halb so schlimm, denn es ist ein wunderbarer Ort, um auszuharren: Pool, Meer, gutes vietnamesisches Essen (mmmh, frische Kräuter und herzhafte Suppen), Fahrräder (mit Kindersitz!), ein Hoi An ohne Touristen, ein süsses Töchterchen, das sich täglich weiterentwickelt und gute Gesellschaft. So lässt es sich aushalten. 


So verbringen wir unsere Tage mit planschen, lesen, durch die Reisfelder radeln, joggen und Yoga, Karten spielen, Geburtstag feiern, den Locals beim Drachensteigen zuschauen und Strandpicknicks. Wir versuchen derzeit unsere Visa bis anfangs Mai zu verlängern, hoffen, dass dies klappt und richten uns in der Zwischenzeit schon mal häuslich ein. In die Schweiz zurückzukehren scheint für uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht sehr attraktiv. Hier ist alles noch viel entspannter, wir können uns frei bewegen und haben schönes, warmes Wetter. Auch das Wiedersehen mit euch allen, wäre in Quarantäne-Zeiten nicht so, wie wir uns das wünschen.


In diesem Sinne halten wir euch auf dem Laufenden, vertrösten euch mit ein paar Bildern und wünschen euch eine kurzweilige Zeit Zuhause. 


Liebste Grüsse und vielleicht schon bis balder als gedacht :)

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Kommentare: 2
  • #1

    Angélique und Xavier (Montag, 30 März 2020 09:33)

    Hi! Schön zu sehen, dass ihr viel Spaß gerade habt und dass ihr drei safe sind :) Tolle Bilder!

  • #2

    Amanda W. (Montag, 30 März 2020 13:13)

    Such amazing photos!!!! :) Glad to hear you guys are safe